BLUEWATER MOONEY 22.11.2022 – Teil 1

Es ist Mittwoch, 23.11.. 02:30 Uhr UTC morgens. Kleiner Excurs für unsere nicht segelnden Freunde: Alle offiziellen Zeitangaben auf See – wie auch in der Luftfahrt – erfolgen in UTC, so zum Beispiel die täglichen Reports der ARC. Daher bleibt unsere Borduhr bis Saint Lucia bei UTC (United Coordination Time, MEZ – 1 Stunde). Also ist es jetzt in Deutschland 03:30 Uhr. Parallel haben wir auf den Handys automatische Anzeige der Zeitzone eingestellt, also die aktuelle Ortszeit, die von den Mobiltelefonen über GPS berechnet und angezeigt wird. Mobilfunkempfang ist dafür nicht erforderlich – sehr praktisch!

Der gestrige Tag ist nicht ganz so verlaufen wie geplant. Der Wind hat zwar abgenommen, er war jedoch mit wechselnden 18 kn bis 23 kn und einer immer noch recht starken Kreuzsee zu viel für das Setzen des Spi, und zu wenig, um die gewünschte und erforderliche Geschwindigkeit bei nahezu achterlichem Wind zu halten. Wir sind damit vermutlich deutlich zurückgefallen. Wir haben daher gestern Abend eine Halse gefahren, die Genua auf Backbord ausgebaumt, und fahren das Groß mit Bullenstander gesichert auf Steuerbord mit Wind aus 170 Grad von Backbord. Diese Segelstellung schont das Material gegen Schlagen aufgrund der Kreuzsee und bringt uns mehr nach SO (SÜD OST), wo wir etwas besseren Wind erwarten, garantiert aber bei derzeit 18 – 20 kn Wind keine besondere Performance. Zumindest haben wir dem Schiff damit einen Gefallen getan, und wir können den Komfort der relativen Ruhe genießen. Ich werde parallel zu diesem Report ein Foto hochladen, welches mich bei den Vorbereitungen zum Setzen des Spibaums, und damit die Größenrelationen eines Spinackerbaums zu mir zeigt. Da ist schon jeder Schritt exakt zu planen, um zum Beispiel unkontrolliertes Schlagen und damit mögliche Unfallgefahren zu verhindern. Das Foto lässt auch erahnen, dass die meisten Kräfte und Gewichte so groß sind, dass wir zum Beispiel beim Setzen der Segel mit elektrischen Winschen arbeiten.

Im AIS sehen wir noch vereinzelt Mitstreiter. Weiterer Exkurs -ich weiß, dass sich etliche Freunde über diese Hinweise freuen, alle anderen bitte ich um Nachsicht -: AIS Automatic Identification System – wird von allen Schiffen geführt, sendet die eigenen Schiffsdaten, empfängt die Daten anderer Schiffe, und zeigt die Position und Fahrtrichtung aller Schiffe auf dem Kartenplotter, einem Bildschirm mit Seekarte. Der Austausch geht über UKW, die Reichweite ist also je nach Höhe der Antennen auf einen Umkreis von 25 sm, max. 50 – 60 sm begrenzt, dient in erster Linie zur Kollisionsvermeidung und ist damit völlig ausreichend ).

Jetzt ist auch wieder das Wetter der Katamarane, die von hinten auflaufen und vorbei ziehen. Obwohl vor uns gestartet, hatten wir aufgrund des Starkwinds mit einer recht heftigen Welle ein Drittel des Felds nach einer Stunde eingeholt und überholt. Die jetzt noch vorhandene Welle beeinträchtigt die Katamarane nicht mehr, so dass sie ihren Geschwindigkeitsvorteil ausnutzen, und sich so langsam aber sicher nach vorne schieben können.

So – das wars für heute. Da ich immer wieder nach den Segeln schauen mußte, ist es jetzt 04:54 Uhr.